„Ich will diesen Dienst tun
und ich will ihn bewusst in dieser Kirche tun.“
In unserer Reihe „Auf ein Wort“ stellen wir engagierte Menschen, ihre Aufgaben und Projekte vor.
Tim Wüllenweber ist Priesteramtskandidat und seit August 2022 in unserer GdG tätig. Er ist 34 Jahre alt, gebürtig aus Eschweiler, aufgewachsen in Alsdorf und hat nach seiner Schulzeit zuerst den Beruf des Erziehers gelernt und ausgeübt, bevor er sich für das Priesteramt entschieden hat. Nach seinem Studium in Münster und München wohnt er nun seit letztem Jahr in Birkesdorf.
Lieber Herr Wüllenweber, im Interview mit Diakon Joachim Krampe haben wir schon viel über die Ausbildung für dieses Amt erfahren. Sie sind Priesteramtskandidat, d.h. das Diakonat ist nicht das Ziel, sondern ein Zwischenschritt, wie sieht Ihr Ausbildungsweg aus?
Zunächst muss man sich für dieses Amt bewerben. Dies geschieht in einem klassischen Bewerbungsgespräch, in dem man sich vorstellt und vor allem seine Motivation darlegt. Wird man angenommen, beginnt die Ausbildung, die man sich als „duales System“ vorstellen kann. Auf der einen Seite ein normales Theologiestudium, ein Masterstudiengang, der mit dem „Magister Theologiae“ abschließt und andererseits wohnte ich im Priesterseminar und hatte dort weitere verpfichtende Ausbildungseinheiten, wie Seminare, Gesangsunterricht oder Gottesdienstvorbereitungen. Das alles quasi studienbegleitend während der Werktage und zum Teil an Wochenenden, das war schon sehr intensiv. Im Priesterseminar übt man sich auch ins geistliche Leben ein, mit dem Stundengebet und dem Finden bzw. Etablieren eines eigenen Gebetslebens. Da muss man für sich selbst schauen, was spricht mich persönlich an und ist beispielsweise die angestrebte Lebensform der Ehelosigkeit wirklich etwas für mich. Wenn man so will, ist es eine Zeit des Reinarbeitens und der Selbstprüfung.
Nach dem Abschluss des Studiums geht man in den Pastoralkurs, im Bistum Aachen ist dies ein gemeinsamer Kurs für alle pastoralen Berufsgruppen (Gemeindeassistenten, Pastoralassistenten und Priesteramtskandidaten). Diese 2-jährige Berufseinführung mit vielen praxisrelevanten Ausbildungselementen findet zu ungefähr 2 Dritteln vor Ort in einer GdG statt, die andere Zeit wird durch externe Kurse und Seminare gestaltet. In dieser Phase bin ich momentan mittendrin.
Stichwort mittendrin, wie gestaltet sich denn der Alltag eines Priesteramtskandidaten in einer GdG?
Vom Beginn meiner Tätigkeit im August bis Weihnachten stand das Kennenlernen im Vordergrund, Begegnungen mit Menschen, Hospitationen im pastoralen Dienst, sich informieren in und über Verwaltung und Strukturen der GdG. Die Zeit nach Weihnachten gehörte nach den Vorgaben der Ausbildung dem Schulpraktikum, das ich hier in der Birkesdorfer Grundschule durch Hospitationen und eigene Unterrichtserfahrungen geleistet habe. Dieses Praktikum schließt am Ende mit einer unterrichtspraktischen Prüfung durch die Schulabteilung des Generalvikariats ab.
Nach dem Schulpraktikum ging es nach den Osterferien für mich sofort nach Hamburg, wo im 4-wöchigen Diakonatskurs in sehr kompakter Form die Themen Kirchenrecht, Sakramentenpastoral und Liturgie erarbeitet wurden, im Grunde das ganz konkrete Handwerkszeug für den Dienst als Diakon.
Nach diesem Kurs hatte ich noch eine kurze Zeit zur eigenen Vorbereitung auf die Weihe zum Diakon.
Wir haben uns mit Ihnen über diesen besonderen Moment gefreut und freuen uns natürlich darüber, dass nun ein zweiter Diakon seinen Dienst in unserer GdG tut. Welche Bereiche werden das sein?
Erstmal natürlich die Aufgaben, die zum Dienstprofil eines Diakons gehören: Taufen, Trauungen (mal schauen, wann die erste Hochzeit kommt), Beerdigungen, Assistenz in der Liturgie und ein Arbeitsfeld, das mir besonders am Herzen liegt, die Intensivierung der Jugendarbeit sowie die Begleitung der Messdienergruppen. Was ich gerne erreichen möchte ist, Kindern und Jugendlichen eine positive Erfahrung mit Kirche zu ermöglichen. Das sind Eindrücke, die bleiben und Offenheit gegenüber der Kirche erzeugen können. Wünschenswert wäre auch, dass in solchen Begegnungen ein Grundwissen über unseren Glauben vermittelt wird, an das man später in konkreten Lebenssituationen anknüpfen kann.
Wenn ich aktuell mit einem Priesteramtskandidaten über seinen zukünftigen Lebensweg in einen Berufsstand, der momentan in den Medien in einem unverhältnismäßig negativen Fokus steht, spreche, dann stellt sich die Frage: Wie halten Sie das aus?
Ich würde das nicht so sagen. Klar, wenn ich mir die Medien anschaue oder wenn ich Gespräche miterlebe, in denen über die Kirche und die Verfehlungen Tacheles geredet wird, dann tut mir das weh, auf jeden Fall. Aber ich will nicht sagen, dass es ein Aushalten ist, weil ich mich so bewusst entschieden habe: ich will diesen Dienst tun und ich will ihn bewusst in dieser Kirche tun. Ich bin fest davon überzeugt, dass es weiterhin die Kirche Christi ist, auch wenn sie gerade auf einem sehr schwierigen Weg ist. Uns wird fast täglich medial deutlich gemacht, wie viele dem hohen Anspruch nicht gerecht geworden sind. Der Anspruch muss aber da sein, wenn man bedenkt, was wir sind. Wir sind die Gemeinschaft der Getauften, die von Christus gerufen sind. Und auch wenn wir gerade in einer Phase sind, die sehr weh tut, muss ich für mich und meine persönliche Berufung glasklar sagen, ich wüsste nicht, wo ich anders sein sollte.
Und das zeigen sie auch ganz bewusst, in dem sie das Kollar ( den weissen Kragen der Kleriker ) zur schwarzen Kleidung tragen?
Ja, das ist ein Zeugnis. Ich trage es bewusst, um auch nach außen zu zeigen: hallo, uns gibt‘s noch, und ich steh‘ für was! Und ich habe schon mehrere Begegnungen gehabt, die mir gezeigt haben, das Signal kommt an.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit, haben Sie Hobbies?
Ich habe eine ganz frühe Bindung zum Schützenwesen, bin durch meine Familie so etwas wie ein geborenes Mitglied. Mit 8 Jahren wurde ich offiziell angemeldet und seitdem bin ich begeisteter Schützenbruder. Das war für mich in der Jugend eine sehr prägende und gute Zeit, da wir damals eine starke Jugendgruppe hatten. Zeitgleich wurde ich Messdiener. Diese Gruppen haben mich sehr angesprochen, von der Gemeinschaft her war das toll. Ich bin ein geselliger Mensch, bin gerne unter Leuten, brauche aber neben der Gesellligkeit auch meinen Rückzugsort, wo ich meine kontemplativen Momente leben kann. Ich lese sehr gerne und viel und schaue ebenso gerne Filme. Entweder sehr ernste Filme, die zum Nachdenken anregen oder Science Fiction bzw. Fantasy-Filme. Ich bin ein großer Tolkien- und StarWars-Fan. Früher habe ich sehr gerne Schach gespielt, das ist leider etwas eingeschlafen. Seitdem dann im Studium das Herumsitzen immer mehr wurde, halte ich zum Ausgleich meinen Körper im Fitnesscenter in Form.
Gibt es eine Bibelstelle, die für Sie eine besondere Bedeutung hat?
Was mich über Jahre begleitet hat und was ich bei meiner Weihe als Evangelium gewählt habe ist eine Stelle aus dem Johannesevangelium mit dem Kernsatz: „Ich aber habe Euch Freunde genannt!“ Das hat mich seit Jahren beschäftigt, auch in der Priesterausbildung, weil ich es zunächst seltsam fand, von Jesus als „meinem Freund“ zu reden. „Herr“, „Meister“ oder „Lehrer“, das war mir eher geläufig. Jesus als Freund, der immer an meiner Seite ist, immer für mich da ist, diese Art der Beziehungsebene musste sich mir erst über längere Zeit erschließen. Jetzt kann ich es sehr gut sagen!
Wenn Sie die Gelegenheit hätten, jemanden persönlich zu treffen, wer wäre das?
Zu Lebzeiten hätte ich gerne Papst Benedikt getroffen. Mit ihm hätte ich mich sehr gerne einmal über seine persönliche Beziehung zu Christus unterhalten. Man kann zwar viel darüber nachlesen, ich hätte es aber gerne aus seinem eigenen Mund gehört, weil ich seine Art zu sprechen und seinen feinsinnigen Humor mochte.
Lieber Herr Wüllenweber, vielen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viele gute Erfahrungen auf Ihrem Weg zum Priesteramt!
( Das Interview führte Gerd Funk)