Berichte

FOLGE 2: DaGlockenturm2s Glockenläuten am Donnerstagabend…

...hat eine lange Tradition und wurde im Jahre 1933 vom Kölner Erzbischof Kardinal Schulte für das ganze damalige Erzbistum wieder eingeführt. Der Volksmund nannte es das „Angstläuten“, da es die Gläubigen erinnern sollte an die Todesangst, die Christus am Ölberg erleiden musste.

Leider war es in den letzten Jahrzehnten aber mehr und mehr aus der Läutepraxis der Kirchen verschwunden, weil es den Verantwortlichen als zu „unmodern“ galt. Doch dieses Läuten erinnert uns an ein Urgefühl der Menschen, die Angst. In der Nacht des Gründonnerstags litt ein Mann quälende Todesangst. Und das, obwohl er ganz genau wusste, dass doch am Ende alles gut werden würde.

Wieso litt er diese Todesangst, die ihn Blut und Wasser schwitzen ließ?! Konnte er doch sogar mit göttlicher Gewissheit voraussehen, das am Ende alles gut werden würde! Sonst hätte das alles doch überhaupt keinen Sinn gehabt und wir würden heute, nach 2000 Jahren, nicht immer noch darüber sprechen.Jesus war Gott und Mensch zugleich, und obschon das Göttliche in ihm den guten Ausgang des ganzen Dramas schon längst gekannt hatte, fürchtete der Mensch in ihm das bevorstehende Leid, ohne das es nun einmal keine Auferstehung geben kann.

Stellvertretend für alle Glocken, die donnerstags um 20 Uhr in unseren Kirchen das „Angstläuten“ ausführen, soll hier jetzt einmal die alte Marienglocke der Echtzer Kirche zu uns sprechen:

Bildschirmfoto 2023 03 18 um 14.16.47„Seit nunmehr 400 Jahren hänge ich, eure alte Echtzer Marienglocke, nun schon im Turm von St. Michael und habe in dieser Zeit mit meinem Läuten sehr viel Leid, Elend, Trauer und Angst begleitet. In den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkriegs hing ich ganz allein in den Ruinen des einst so mächtigen Kirchturms und erhielt in dieser Zeit viele tiefsitzende, bleibende Wunden. Mein Klang ist seither nicht mehr derselbe. 
An jedem Donnerstagabend ertöne ich also und möchte euch mit meinem meditativen, leidgeprüften Klang an das Leid in der Welt erinnern. Denkt, wenn ihr mich läuten hört, vielleicht einmal an all die Angst, die so viele Menschen tagtäglich erdulden müssen, vielleicht sogar direkt um euch herum. Denkt ruhig auch an eure eigenen Ängste und alles Unangenehme.
Verzweifelt aber nicht und vergesst nie, dass am Ende alles gut werden wird. Dafür gibt es sogar eine göttliche Zusage!
Möge Gott euch segnen, gerade in eurem Leid und euren Prüfungen. Immer wieder neu, so wie ich auch immer wieder neu ertöne! ...an jedem Donnerstagabend.“

Die Glocke stammt aus dem Jahre 1662 und wurde von dem damals in unserer Region aktiven Glockengießer Franz von Trier aus der gleichnamigen Gießerfamilie (s.u.) gegossen. Ihr Ton ist e´ und sie ist heute die zweitgrößte im 4-stimmigen Hauptgeläute. Sie hat einen Durchmesser von etwa 1,20 m und wiegt etwa 1200 kg. Geweiht ist sie Jesus und Maria.

Interessant ist noch, dass sie im Jahre 1927 als mittlere von 5 Glocken in das Hauptgeläute integriert wurde. Demnach hat man sich bzgl. der Maße, Töne und Gewichte der neuen Glocken an dieser alten orientieren müssen. Die größte Glocke im Hauptgeläute damals hatte übrigens den tiefen Ton h° und wog stattliche 3.300 kg! Im Vergleich ist der "Joachim" in Norddüren mit gerade einmal 2.700 kg bei gleichem Ton fast schon ein Leichtgewicht!                

(Frank Grobusch)