Berichte

AufEinWort2Grobusch1"Ein stimmgewaltiger Holzwurm"

In unserer Reihe „Auf ein Wort“ stellen  wir engagierte Menschen, ihre Aufgaben und Projekte vor. 
Frank Grobusch ist Kirchenmusiker in unserer GdG.
Er ist verheiratet, Vater eines Sohnes und  lebt mit seiner Familie in Echtz.

Hallo Herr Grobusch, man findet Sie auf der letzten Seite des Pfarrbriefes unter der Rubrik: Organisten. Ihre korrekte Berufsbezeichnung ist doch Kirchenmusiker, was verbirgt sich dahinter und wie sind Sie dazu gekommen?

Kirchenmusiker wird man durch ein Hochschulstudium. Zum Beginn meiner Ausbildung war gerade ein Umbruch im Gange. Ich habe noch eine 4-jährige  Ausbildung am Gregoriushaus in Aachen absolviert und mit dem sogenannten B-Examen abgeschlossen. Heute würde dies einem Bachelor-Abschluss an einer Musikhochschule  entsprechen, den man bis zum Kantor, also dem Masterabschluss, erweitern kann. Bei mir war es so, dass ich seit meiner eigenen Kommunionvorbereitung Blut geleckt hatte, das Instrument Orgel hat mich fasziniert. Nicht nur der Klang, sondern auch das Gesamtwerk Orgel, so dass ich daran gedacht hatte, Orgelbauer zu werden. Doch Mitte der 90er Jahre war es nicht einfach, eine Lehrstelle als Schreiner, die Bedingung war, geschweige denn eine Lehrstelle  als Orgelbauer zu finden. So habe ich mich für die Kirchenmusik entschieden und bin direkt nach meinem Schulabschluss zum Gregoriushaus ins Studium gewechselt. 

Eine Aufgabe des Kirchenmusikers ist sicherlich die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Welche Aufgabenfelder gehören sonst noch dazu?

Neben den liturgischen Diensten ist natürlich die Chorarbeit ein weites Aufgabenfeld. Ich arbeite mit insgesamt 9 Chören, z.B. „More than Gospel“ mit 2 Hauptgruppen, einem Männergesangverein und den Gruppen „More than Mozart“ und „David’s Voices“. Dazu kommen Chor-Arbeitsgemeinschaften in  Kindergärten und Grundschulen, weil wir schon vor ca. 15 Jahren erkannt haben, dass es für die klassische Kinderchorprobe am Nachmittag kaum noch Zeitfenster gab. So nutzen wir Eckstunden in Schulen und Kindergärten am Vormittag, wo die Kinder auch erreichbar sind.  In Echtz besuchen 45 Grundschulkinder und in Derichsweiler sogar 60 Kinder diese Arbeitsgemeinschaften. In den Kindergärten sind es vornehmlich die Vorschulkinder, die mitmachen. 

Chorarbeit ist für mich auch Seelsorge. Egal ob groß oder klein, das soziale Miteinander unter Gleichgesinnten, gemeinsam das tun, was Spaß macht, dabei auch persönliche Erfahrungen machen und sich weiterentwickeln, das ist mir ganz wichtig. Ich habe nie jemanden, der mitmachen wollte, vorsingen lassen. Der Lerneffekt ist einfach da und es ist für mich eine tolle Erfahrung, wenn nachher aus eher unsicheren Einsteigern später sogar Solointerpreten werden. 

Wir erreichen als Kirche über die Chorarbeit viele junge Menschen, holen sie dort ab, wo Interessen vorhanden sind, arbeiten mit ihnen und fördern sie. Musik mit Kindern und Jugendlichen sowie Musikprojekte, wie zum Beispiel „Rückenwind“, das ist für mich eine Seelsorge mit Zukunft, denn ich habe mehr Nachfragen, als ich befriedigen kann. 

Wie kann man eigentlich die Arbeitszeit in solch unterschiedlichen Arbeitsfeldern festhalten?

Es gibt einen Bewertungsschlüssel für  die einzelnen „Dienste“, dazu zählen die regelmäßigen liturgischen Dienste, Gottesdienste, Wortgottesdienste, Andachten und so weiter, dann die „Casualien“, also Dienste, die anlässlich wichtiger Stationen im Leben von Menschen gefeiert werden, wie Exequien, Hochzeiten, Taufen. 

Die Chorleitung ist ein wichtiger Dienst, der die Vorbereitungszeit, die Probenzeiten und die Aufführungen einschließt. Dazu kommen Orgelpflege, Notenpflege, Erstellung der Organistenpläne und Vertretungsregelung, sozusagen Verwaltungsarbeit. Insgesamt umfasst eine volle Stelle 39 Wochenstunden, die durch die Dienste abgedeckt werden.

 

Ihr Gesang ist in unserer GdG bekannt und geschätzt. Mit so einer Stimme wird man doch nicht geboren, oder?

In gewisser Weise schon, wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass der Gesang mich anfangs weniger interessiert hat. Ich wollte ein Instrument lernen,  Klavier, aber ich hatte leider nicht die Möglichkeit dazu. Dabei sprachen ganz profane Gründe dagegen, die Kosten, der Platz in der Wohnung. Das Einzige, was bei mir ging, war das Singen im Chor. Ich wollte, entsprechend meiner Vorliebe für das Instrument, in meiner damaligen Gemeinde gerne Orgel spielen. Doch der Chorleiter wollte  niemanden ohne Beziehung zur Gemeinde an die Orgel lassen, da müsste ich schon in den Chor kommen. Das habe ich dann als 16-jähriger auch getan und bin dem Kirchenchor beigetreten. Natürlich habe ich gemerkt, dass meine Stimme ganz passabel war, aber ein Interesse an Gesangsausbildung hatte ich damals noch nicht. Erst im Verlauf meines Musikstudiums war   die Stimmbildung ein Teil der Ausbildung, wenngleich nicht mit der Bedeutung, wie die eigentlichen Hauptfächer Orgel, Klavier oder Chorleitung. Zu meinem Glück hat man mein Potential erkannt und meine Lernzeiten individuell verdoppelt. 

Womit beschäftigen Sie sich denn außerhalb Ihres Berufes? Gibt es außer der Musik noch andere Vorlieben?

Ein ganz großes Hobby von mir ist die Tischlerei, eigentlich bin ich so der handwerkliche Typ und als Orgelbauer wäre ich ja auch zuerst Schreiner geworden. Jetzt habe ich im Keller eine kleine Tischlerwerkstatt mit allen möglichen Geräten und Maschinen. Da bin ich immer, wenn ich Zeit habe, restauriere Möbel und fertige kleinere Sachen an. 

Ein zweites Hobby ist das Sammeln von Schallplatten, wobei die Musik, die ich da vorziehe, mit meinem Beruf wenig zu tun hat. Statt Chor- oder Orgelmusik höre ich vorzugsweise instrumentale Klassik, Symphonien und so weiter.

Durch ihre Mitgestaltung der Liturgie hören Sie viele Texte aus der heiligen Schrift. Gibt es eine Lieblingsstelle?

Ja, die Emmaus-Geschichte, die wir auch als unser Hochzeitsevangelium ausgewählt haben, spricht mich besonders an. Jesus ist ganz da, aber die Menschen erkennen ihn nicht. Da kann man Parallelen zum eigenen Leben finden, wenn man sich, vielleicht in dunklen Stunden, fragen muss, ist er nicht doch gerade da, um daraus Trost schöpfen zu können.

 

Gibt es jemanden, den Sie gerne einmal persönlich treffen würden?

Wenn ich in die Vergangenheit reisen könnte, würde ich gerne Ludwig van Beethoven treffen. Durch ihn bin ich  zur klassischen Musik gekommen. Ich habe viele Biographien von ihm gelesen und finde, dass er eine sehr faszinierende Persönlichkeit ist, die ich gerne näher kennenlernen würde.

Aktuell würde ich den Papst treffen wollen. Über ihn habe ich auch schon viel gelesen und ein Gespräch mit ihm wäre bestimmt sehr interessant.

Lieber Herr Grobusch, vielen Dank für dieses Gespräch!

(Das Interview führte Gerd Funk)